Bremsen Know-how

Was verbirgt sich eigentlich hinter dem gefürchteten Fading? Was ist der Unterschied zwischen organischen und gesinterten Bremsbelägen? In unserem Technik-Lexikon bringen wir Licht ins Dunkel und erklären dir die wichtigsten Begriffe rund um Scheibenbremsen und Bremssysteme.

Als Konstrukteure ist es uns wichtig, dass du die Technik deines Bikes verstehst, um die beste Performance auf dem Trail zu erzielen. Wir pflegen unser Fachwissen sorgfältig – solltest du dennoch eine Ergänzung oder Anmerkung haben, freuen wir uns über dein Feedback.

Aufnahmestandards | Bremsbeläge: Metallisch, Organisch, Resin, Sinter? | Verglaste Bremsbeläge erkennen und reparieren | Bremssattel - Scheibendicke | Fading | Rollback-Effekt


Aufnahmestandards für Bremsscheiben
Es gab / gibt eine Vielzahl an Aufnahmesystemen für Bremsscheiben. Die meisten sind inzwischen veraltet und werden nicht mehr am Markt angeboten. Aktuell am Markt verbreitet sind das IS / IS2000 (Internationaler Standard) 6-Loch-Bremsscheibenaufnahmensystem und das Center Lock System von Shimano. Im Vergleich haben beide Systeme Vor- und Nachteile. Folgende Übersicht zeigt aktuell auf dem Markt verfügbare Systeme sowie veraltete Systeme, welche nur sehr schwer zu bekommen sind:

Aktuelle Systeme
- Internationaler Standard 6-Loch IS2000 (Lochkreisdurchmesser: 44mm)
- Center Lock (Shimano)
- Rohloff 4-Loch (Lochkreisdurchmesser: 65mm)


Ältere Systeme
- AMP Research / RockShox 3-Loch (White Industries)
- Cannondale 4-Loch (Lochkreisdurchmesser: 44mm)
- Formula 4-Loch (Lochkreisdurchmesser: 40mm)
- Hadley GT 4-Loch
- Hope Technology 5-Loch (Big Un's, BULB)

Für alle diese Aufnahmestandards sind bei uns passende Bremsscheiben verfügbar.Die Ausnahme sind Centerlock Scheiben. Für diese kann man jedoch mit einem passenden Adapter unsere 6-Loch Bremsscheiben verwenden.


Bremsbeläge: Metallisch, Organisch, Resin, Sinter?
Metallische Bremsbeläge
Die metallischen Elemente von Sinterbremsbelägen werden mit Hitze und Druck in das Bremsmaterial eingearbeitet. Diese Beläge sind besonders gut im Handling von hohen Temparaturen, welche vor allem bei langen Bergabfahrten entstehen, und nutzen sich weniger schnell ab. Diese Beläge sollten bei Bremsscheiben mit größeren Aussparungen in der Bremsfläche verwendet werden.

Vorteile
- Besser in extremen Umgebungsdingungen wie Schlamm, Regen, Staub und Schnee
- Weniger anfällig auf Hitze und dadurch weniger Fading
- Besser im Nassen, da die Beläge Wasser absorbieren können
- Längere Haltbarkeit gegenüber gesinterten Belägen

Nachteile
– Kann schneller Geräusche verursachen
– Längeres Einfahren der Beläge notwendig
– Höhere Abnutzung der Bremsscheiben, da Beläge härter sind

Organische Bremsbeläge
Diese Beläge werden aus organischen Fasern und Kunstharz hergestellt. Auch wenn sie weniger hart sind als metallische Beläge, bieten sie mehr Biss und erzeugen weniger Geräusche. Diese Beläge eignen sich für Bremsscheiben mit kleinen Löchern in der Bremsfläche.

Vorteile
- sehr Geräuscharm
- Schnelle Anpassung an Bremsscheibe und daher nur kurze Einfahrzeit notwendig
- Geringere Abnutzung der Scheibe da weicher

Nachteile 
– Mehr Abnutzung unter staubigen und sandigen Bedingungen (höhere Reibung)
– Schwache Leistung im Nassen, da sich Wasser auf der Oberfläche sammelt
– schnelle Verglasung der Beläge gegenüber metallischen Belägen


Verglaste Bremsbeläge erkennen und reparieren
Verglaste Bremsbeläge kann man an sich recht gut erkennen. Zum einen an einer deutlich verminderten Bremswirkung, zum anderen wenn es beim Bremsen quietscht. Ein Quietschen beim Bremsen mit dem Fahrrad ist immer ein Alarmsignal. Eine optimale und gut funktionierende Scheibenbremse sollte keine Geräusche von sich geben. Auch ein übermäßiges Vibrieren beim Bremsvorgang kann ein deutliches Signal sein. Bauen Sie die Bremsbeläge aus und betrachten Sie sie. Die Oberfläche eines verglasten Bremsbelages fühlt sich glatter an. Sie schimmert ein wenig, wenn Licht darauf fällt. Sie sieht regelrecht poliert aus, anstatt etwas rau und matt.

Verglasung entsteht oftmals bei neuen Bremsscheiben und Bremsbelägen. Durch zu hohe Temperaturen können Gase und Harze aus dem Reibstoff austreten, welche in Kombination mit der Hitze zu einem Verglasen des Bremsbelags führen. Folge ist eine glasartige Schicht auf dem Bremsbelag, welche quasi keinen Reibwert aufweist. Aber auch durch Verschmutzungen auf dem Bremsbelag kann Verglasung entstehen! Im schlimmsten Fall müssen die verglasten Bremsbeläge sogar ausgetauscht werden. Aus diesem Grund ist ein schonendes Einbremsen besonders wichtig. Auf den ersten 20-40 Kilometern nach dem Bremsbelagwechsel sollte man längere Abfahrten mit Dauerbremsungen vermeiden. 

Verglaste Bremsbeläge wieder reparieren
Die sicherste Möglichkeit ist ein Austausch der verglasten Bremsbeläge. Nur so können Sie sicher sein, dass Ihre Bremsen künftig optimal und sicher greifen. Besonders bei älteren Bremsbelägen lohnt sich ein Austausch.
Wollen Sie die Beläge allerdings (aus Zeit- und Kostengründen) nicht wechseln, besonders weil diese noch recht neu sind, dann können Sie sich mit etwas handwerklichem Geschick auch selbst behelfen und die Bremsbeläge wieder richten, also voll funktionstüchtig bekommen.
Zuerst sollten Sie aber versuchen die verglaste Schicht von den Belägen "abzubremsen". Dieses gelingt aber nur, wenn die Beläge nur leicht verglast sind. Hierbei empfiehlt es sich, ca. 20 Mal mit einer (moderaten) Vollbremsung, ohne Blockade der Laufräder, die Bremsbacken etwas "abzuschleifen". Hilft das "Abbremsen" nicht, dann muss die verglaste Schicht manuell entfernt werden. Man kann nämlich die verglaste Oberfläche entfernen bzw. wieder aufrauen. In den meisten Fällen ist nur die oberste Schicht verhärtet, in einigen Fällen kann es aber auch schon so weit sein, dass der komplette Belag bis zur Trägerplatte verglast ist. In diesem Fall kommen Sie um einen Neukauf nicht umhin.
Ist nur die oberste Schicht verglast, dann bauen Sie die Bremsbeläge aus den Bremssätteln aus. Legen Sie Schleifpapier mit der Körnung 100-150 auf eine glatte und ebene Oberfläche und gehen Sie mit den Bremsbelägen vorsichtig einige Male kreuzweise darüber. Beim Abschleifen müssen die Beläge unbedingt plan aufliegen, ansonsten wird die Oberfläche ungleichmäßig abgetragen. Das kann zu einer schlechteren Bremswirkung und sogar Quietschen führen. Üben Sie nur mäßig Druck beim Schleifen aus, da Sie ansonsten tiefe Rillen bzw. Riefen in den Bremsbelag ziehen können. Tragen Sie so viel von der Oberfläche ab, bis diese nicht mehr glänzend aussieht bzw. nicht mehr schimmert. Die Oberfläche sollte nun seidenmatt und ein wenig rau sein. Bauen Sie die Beläge wieder ein und führen Sie mit dem Bike gut 20 (moderate) Vollbremsungen mit der Bremse durch, damit die Bremsbeläge sich wieder an die Bremsscheibe anpassen bzw. einschleifen. Stellen Sie fest, dass nach der Reparatur die Bremswirkung nicht optimal ist, sollten Sie unbedingt neue Beläge einbauen.
Damit das ganze nicht umsonst war, muss die Bremsscheibe auch noch gut gereinigt werden!


Kompatibilitäts-Check: Welche Scheibendicke passt in deinen Bremssattel?

Eine der häufigsten Fragen lautet: „Passt eine massivere Bremsscheibe in meinen Standard-Bremssattel?“ Die kurze Antwort: Ja, meistens problemlos.

Die Rechnung am Beispiel des Shimano MT520: Damit du verstehst, wie wir kalkulieren, hier ein Blick in unsere Konstruktionsdaten:

  • Innenraum des Bremssattels: ca. 11,5 mm (z. B. Shimano XT, Saint, MT520).
  • Bremsbeläge: Ein Satz neue Beläge benötigt ca. 8,0 mm Platz (2x 4,0 mm).
  • Rollback-Effekt: Die Kolben ziehen sich ca. 0,6 mm zurück (2x 0,3 mm).
  • Ergebnis: Es verbleibt ein theoretischer Freiraum von 2,9 mm.

Fazit: Eine 2,3 mm starke BrakeSTUFF Scheibe passt also mit reichlich Sicherheitsreserve in fast jeden modernen Bremssattel.

Wichtiger Praxis-Tipp: Die Belaghaltefeder
In seltenen Fällen kann die Feder (Spange) der Bremsbeläge minimal den äußeren Rand einer dickeren Scheibe berühren, was ein leichtes „Klingeln“ verursachen kann.

  • Unsere Lösung: Bestelle deine Scheibe bei uns einfach mit der Option „Fase am Außendurchmesser“. Wir schrägen die Kante minimal ab, damit alles geräuschlos läuft.
  • Alternative: Die Feder kann mit etwas Fingerspitzengefühl leicht nachgebogen werden.

Innenmaße gängiger Bremssättel (BrakeSTUFF Messwerte):

  • Magura MT4, MT5 und MT7: 11,5 mm
  • Shimano MT520: 11,5 mm
  • Shimano XTR: 11 mm
  • SRAM Guide Re, Guide Ultimate 11 mm

Fading (Bremsschwund): Wenn die Bremskraft im Steilhang schwindet

Jeder Biker kennt das mulmige Gefühl: Auf einer langen Abfahrt wird der Hebelweg plötzlich länger, und trotz maximaler Handkraft verzögert das Bike kaum noch. Dieses Phänomen nennt man Fading.

Was passiert beim Fading? Durch extreme Reibungshitze stoßen Bremsscheibe und Beläge an ihre thermischen Grenzen. Ab einer kritischen Temperatur sinkt der Reibwert drastisch ab – die Bremse „verglast“ oder verliert ihre Bissigkeit. Im schlimmsten Fall verlängert sich der Bremsweg so massiv, dass eine kontrollierte Vollbremsung unmöglich wird. Ein echtes Sicherheitsrisiko, besonders bei schweren E-Bikes oder im Downhill.

Die Lösung: Mehr Masse gegen die Hitze Unsere Bremsscheiben sind die Antwort auf dieses Problem. Durch eine  Materialstärke von 2,30 mm und die optimierte Reibringgeometrie bieten wir:

  • Höhere Wärmekapazität: Unsere Scheiben nehmen mehr Hitze auf, bevor sie in den kritischen Bereich kommen.
  • Schnellere Abkühlung: Das Design wirkt wie ein Kühlkörper für dein Bremssystem.
  • Konstanter Druckpunkt: Verlass dich auf volle Bremskraft vom ersten Meter bis ins Tal.

Der Rollback-Effekt: Warum deine Bremse perfekt auf Distanz bleibt

Hast du dich schon mal gefragt, warum deine Bremsbeläge nach dem Zupacken immer wieder exakt in die richtige Position zurückspringen? Das verdanken wir dem sogenannten Rollback-Effekt
Was passiert im Bremssattel? Beim Bremsen verformen sich die elastischen Dichtringe (Quadringe) im Inneren. Sobald du den Hebel loslässt, ziehen diese Ringe die Bremskolben wie ein Gummiband in die Ausgangslage zurück. Dieser Mechanismus sorgt für die automatische Belagsnachstellung und garantiert einen konstanten Abstand zur Scheibe – ohne lästiges Schleifen oder Quietschen.

Präzision im Millimeterbereich Nicht jede Bremse reagiert gleich. Wir haben nachgemessen und zeigen dir hier, wie viel "Luft" die verschiedenen Modelle der Bremsscheibe geben:

  • Magura MT5: 0,15 mm
  • Shimano MT520: 0,30 mm
  • Shimano XTR: 0,30 mm
  • SRAM Guide Re, Guide Ultimate: 0,40 mm

Fazit: Warum der Rollback-Effekt über deine Bremsscheibe entscheidet
Der Rollback-Effekt ist der Grund, warum wir unsere High-Performance Bremsscheiben mit einer Stärke von bis zu 2,30 mm konstruieren können. Da wir die Rückzugswerte der Kolben genau kennen, wissen wir: Unsere massiveren Scheiben passen perfekt in das System, ohne die Freigängigkeit zu beeinträchtigen.

Deine Vorteile durch dieses Wissen:

  • Perfektes Wärmemanagement: Mehr Material bedeutet mehr Kühlkapazität – ideal für schwere E-Bikes und lange Abfahrten.
  • Kein Schleifen: Trotz der massiven Bauweise bleibt dank des Rollback-Effekts genug Luftspalt für einen lautlosen Lauf.
  • Maximale Steifigkeit: Eine dickere Scheibe ist resistenter gegen Verzug durch Hitze.

Kurz gesagt: Wir nutzen die Physik deiner Bremse voll aus, um dir mehr Sicherheit und Standfestigkeit zu bieten – ohne Kompromisse beim Komfort.

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